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Theodor Fontane
Effi Briest
Quelle: www.digbib.org/Theodor_Fontane_1819/Effi_Briest
Erstellt am 25.03.2005
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Erstes Kapitel
In Front des schon seit Kurfürst Georg Wilhelm von der Familie von Briest bewohnten
Herrenhauses zu Hohen-Cremmen fiel heller Sonnenschein auf die mittagsstille Dorfstraße, während
nach der Park- und Gartenseite hin ein rechtwinklig angebauter Seitenflügel einen breiten Schatten
erst auf einen weiß und grün quadrierten Fliesengang und dann über diesen hinaus auf ein großes, in
seiner Mitte mit einer Sonnenuhr und an seinem Rande mit Canna indica und Rhabarberstauden
besetzten Rondell warf. Einige zwanzig Schritte weiter, in Richtung und Lage genau dem
Seitenflügel entsprechend, lief eine ganz in kleinblättrigem Efeu stehende, nur an einer Stelle von
einer kleinen weißgestrichenen Eisentür unterbrochene Kirchhofsmauer, hinter der der Hohen-
Cremmener Schindelturm mit seinem blitzenden, weil neuerdings erst wieder vergoldeten
Wetterhahn aufragte. Fronthaus, Seitenflügel und Kirchhofsmauer bildeten ein einen kleinen
Ziergarten umschließendes Hufeisen, an dessen offener Seite man eines Teiches mit Wassersteg
und angekettetem Boot und dicht daneben einer Schaukel gewahr wurde, deren horizontal
gelegtes Brett zu Häupten und Füßen an je zwei Stricken hing - die Pfosten der Balkenlage schon
etwas schief stehend. Zwischen Teich und Rondell aber und die Schaukel halb versteckend
standen ein paar mächtige alte Platanen.
Auch die Front des Herrenhauses - eine mit Aloekübeln und ein paar Gartenstühlen besetzte
Rampe - gewährte bei bewölktem Himmel einen angenehmen und zugleich allerlei Zerstreuung
bietenden Aufenthalt; an Tagen aber, wo die Sonne niederbrannte, wurde die Gartenseite ganz
entschieden bevorzugt, besonders von Frau und Tochter des Hauses, die denn auch heute wieder
auf dem im vollen Schatten l