NEUES FORUM Leipzig
DIALOG - VEREINNAHMUNG UND ANHÖRUNG - NEIN !
Die mit der Erklärung des Politbüros der SED vom 11. 10. 89 signalisierte Dialogbereitschaft
trägt Früchte.
Täglich flattert ein ganzer Berg von Einladungen auf unseren Tisch, Seminargruppen,
Parteigruppen, Massenorganisationen, Wissenschaftler, Universitätssektionen, Hochschulen,
Fachschulen, prominente Bürger usw. usf. – alle wollen das Gespräch.
Neben wirklichem Interesse scheint es zum guten Ton zu gehören, daß Mitglieder des
NEUEN FORUM geladen werden. Wie sieht das konkret aus?
Solange die Einladenden Menschen sind, die in der Machthierarchie weit unten rangieren,
zum Beispiel Studenten, läuft der Dialog scheinbar gleichberechtigt.
Die Einschränkung, daß nicht das NEUE FORUM diese Gruppen einlädt, sondern
eingeladen wird, deutet hier schon auf das Problem.
Das Problem tritt offen zu Tage, wenn offizielle Stellen, die Macht besitzen, die Einlader sind.
Da wird verlangt, als Bürger/in XY aufzutreten, der Vorspruch „Ich bin Mitglied des NEUEN
FORUM“ wird ignoriert. Jüngstes Beispiel: Das öffentliche Gespräch im Gewandhaus am 22.
10. 89. Sicher, die Mitglieder des NEUEN FORUM konnten sich als solche äußern, erhielten
Beifall – aber: Die Aktuelle Kamera vom gleichen Tag setzt ihren Schnitt ganz präzise.
Bei drei Wortmeldungen (Kurt Masur, Petra Lux, Steffen Böttcher) wird das Reizwort
„NEUES FORUM“ einfach abgeschnitten.
Wie ist die Lage?
Fakt ist, daß die Impulse der Erneuerung nicht von den Verantwortlichen kamen.
Fakt ist, daß die Impulse der Erneuerung von unten, aus dem Volk kamen, als Ausdruck
realer Volksmacht, realen Volkswillens.
Fakt ist, daß die Machthaber meinen, die vorhandenen Strukturen, Formen und Foren
reichten aus für eine demokratische Erneuerung.
Fakt ist, daß das NEUE FORUM genau das in Frage stellt.
Warum?
Die herrschenden Strukturen bauen darauf auf, daß eine herrschende Elite Zugang zu allen
Informationen, Daten, Forschungsergebnissen hat; denn: Wissen ist Macht.
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