Fortbildung / Formation continue
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Vol. 19 No. 1 2008
Einleitung
Die Trichologie des Kindes unterscheidet
sich nicht von der des Erwachsenen, aber
die Diagnose der Haarerkrankungen wird
kompliziert durch in diesem Lebensalter
zu erkennende genetische Krankheiten
und Anomalien in Struktur und Funktion
der Haarfollikel (Tabelle 1).
• Dysplasien des Haars ohne Alopezie sind
Strukturanomalien des Haarschafts, die
zu einem besonderen Aussehen der
Kopfhaare führen, ohne dass eine Alo-
pezie entsteht. Bekanntestes Beispiel
hierfür, und auch aus der Volksliteratur
bekannt, ist «Struwwelpeter» (unkämm-
bare Haare).
• Die kongenitalen oder erworbenen Atri
chien und Hypotrichosen, mit oder ohne
Haarschaftanomalie können Teil eines
Missbildungssyndroms sein. Deren Be-
treuung muss in Zusammenarbeit mit
einem trichologisch geschulten Derma-
tologen oder einer dermatologischen
Universitätsklinik erfolgen, da diese
seltenen Erkrankungen eine speziali-
sierte Diagnostik verlangen (Rasterelek-
tronenmikroskopie, Untersuchung im
polarisierten Licht).
• Nichtvernarbende entzündliche Alope
zien werden aufgrund des Erythems am
Kopfboden einfach erkannt. Wichtig ist
zu verstehen, dass selbst harmlos schei-
nende Kopfbodenerkrankungen (atopi-
sches Ekzem, Impetigo, Mykosen) einen
vorübergehenden Haarausfall bewirken
können. Im Falle fortgesetzter Entzün-
dung entwickelt sich jedoch durch Fib-
rose des Haarfollikels eine irreversible
Alopezie. Deswegen ist eine schnelle
und konsequente Behandlung wichtig.
• Vernarbende Alopezien sind beim Kind
selten, mit Ausnahme der Morphaea im
Stirnbereich («Sclérodermie en coup de
sabre»).
• Diffuse nichtentzündliche Alopezien
(«Telogeneffluvium») sind beim Kind sel-
ten, aber nicht ausserordentlich. Die
Differenzialdiagnose entspricht der beim
Erwachsenen (z. B. Dysthyroïdien), meist
handelt es sich aber um einen Eisen-,
Zink- oder Biotinmangel, deren Ursache
bei Persistenz abgeklärt werden muss
(Fehlernährung, Malabsorption).
• Die vorpubertäre androg